Haiku und mehr

Diese Seite beschäftigt sich mit der Lyrik des japanischen Kutlurkreises. Das Kürzestgedicht Haiku, meist ein Dreizeiler, offeriert dem Lesenden zwei knappe Bilder, deren Verknüpfung eine eigene kleine Welt entstehen lassen. Man wird zum enträtseln angeregt, was gemeint sein könnte. Ein Haiku kann auch tiefere Schichten des Erlebens, mithin ein Geheimnis andeuten. Beispiel:

Urlaubsbekanntschaft
ein Zettel in meiner
Waschmaschine

 

 

Das Tanka hingegen ist meist ein fünfzeiliges Gedicht. Es ist die historische Vorform des Haiku, da man in Japan viele Jahrhunderte lang gemeinsam gedichtet hat. So stellt das Tanka im ersten Teil ein Ereignis dar, das im zweiten Teil (damals von einem zweiten Dichtenden) weitergeführt wird. Beispiel:

am Zaun die vielen
hohen Astern
als würden sie mich belauschen
ob ich noch immer
von der Heimat träume

 

 

Das Haibun wiederum enthält einen kurzen, skizzierten Prosatext und in der Regel ein oder mehrere Haiku oder Tanka, die den Text kommentieren und weiterführen. Häufig wurden Haibun auf Reisen geschrieben. Beispiel:

Gnade

Hüttenfest des Pfälzerwald-Vereins auf dem Ringelsberg. Die Bänke auf der Aussichtsterrasse und um das Wanderheim füllen sich, Pavillonzelte werden aufgestellt. Bald beginnt der Waldgottesdienst in Mundart. Blumenschmuck auf dem kleinen Platz, die Pianistin und die Pastorin im Talar kurz vor dem Einsatz. Der verlorene Sohn, der sein Erbe verjubelt, als Bettler zurückkehrt und vorbehaltlos vom Vater empfangen wird. Viel ist vom „Vadder“ die Rede.
An der Kuchentheke die Unterhaltung über die „Klimakleber“.
"Wenn meine Kinder sich beteiligen würden, ich würde sie kleben lassen."
"Meine Tochter würde ich aus dem Haus werfen."
Woher kommt diese Wut?

Drückend heiß
die Songtexte der
drei alten Musiker

 

 

Schließlich das Haiga. Hier werden Haiku oder Tanka mit einem Bild kombiniert. Der Text soll nicht eins zu eins den Bildinhalt wiedergeben, sondern ihn aufgreifen und im Sinn der jeweiligen Textform weiterführen. Beispiele: